Leben im Mädchenheim

Immer mehr Abende verbringen wir mit den Mädchen vom Mädchenheim. Immer mehr gewöhnen wir uns an sie und auch sie sich an uns.
Nach der Hausübungs- bzw. Lernzeit gibt’s das "Gouter" (Nachmittagsjause), worauf sich die Mädchen immer ziemlich freuen. Danach haben sie Freizeit, in der sie in den letzten Tagen ihren Auftritt für die Ankunftsfeier der Provinzialschwester geübt haben. Ich staune immer wieder über ihre Tanzmoves, ihre Beweglichkeit und die selbstverständliche Rythmik, die die schon die Kleinen an den Tag legen. Da können wir uns auf jeden Fall etwas abschauen ;)

Um ca 19:00 Uhr gibt es im Mädchenheim Abendessen. Eigentlich sollte jedes Mädchen ihren Platz am Tisch haben, doch da wurde in  den letzten Tagen heftig distkutiert. Die größeren spielen gern den Chef, die Kleinen trotzen immer wieder vor sich hin und so bleibt das Geschehen am Tisch immer recht heiter. Einen Appetit haben sie alle miteinander – jedesmal wieder staune ich, wie schnell so ein Riesentopf voll Reis weg ist! Nach dem Essen hat jedes Mädchen seine Aufgabe: Abwaschen, Abtrocknen, Speisesaal putzen, Küche kehren, etc. Grundsätzlich erledigen dies die Mädchen sehr selbstständig und kennen sich auch recht gut aus. Den Schwestern ist es sehr wichtig, dass die Mädchen im Foyer nicht nur hier untergebracht sind, sondern zu einem selbstständigen Leben erzogen werden. Mithilfe im Haushalt ist ein großes Thema genauso wie das Lernen am Nachmittag.
Nach den kleinen Arbeiten freuen sich die Mädchen immer besonders auf die Freizeit am Terrain draußen. Gestern holte Daniel seine Ukulele und wir sangen und tanzten gemeinsam. Das macht ihnen wirklich großen Spaß und wie schon erwähnt, sie können es auch ziemlich gut. Um halb 9 gibt es dann von einer Schwester das "Mot du soir" (Abendwort), das schon Johannes Don Bosco im 18.Jahrhundert seinen Jungs zu geben pflegte. Es handelt sich hier um eine kurze Geschichte oder eine kleine Lebensweisheit, es kann auch nur ein Gedanke sein, der mitgeteilt wird – etwas Bewegendes, das einerseits zum Nachdenken anregt und andererseits den Tag abschließt. Gestern war es Sr. Michelle, die den Mädls erklärte, was im Foyer wichtig ist. Anschließend geht’s in Stille hinauf in die Schlafräume, wo dann auch schon bald das Licht abgedreht wird.

Für uns ist es sehr schön zu sehen, wie dankbar die Mädls für unsere Zeit sind. Es ist echt wichtig, dass wir nicht nur mit der großen Gruppe etwas machen, sondern uns auch Zeit für jede einzelne alleine nehmen. Immer wieder spüren wir natürlich auch ihre Vergangenheit. Die Art, Konflikte zu lösen ist bei einigen intuitiv mit Gewalt und Aggression verbunden. Auch die Lautstärke, wenn alle Mädls beieinander sind, überschreitet immer wieder mal unsere Wohlfühlgrenze. Es ist echt spannend, so face to face mit den Kindern konfrontiert zu sein, die einerseits einfach Kinder sind, die gern spielen und lachen und tanzen, andererseits aber doch sehr von ihrer Vergangenheit geprägt sind und wir da manchmal etwas anstehen und nicht immer Lösungen parat haben.
 



Vorbereitungen für das Fest mit Soeur Chantal

Kommentare

  1. Danke, dass ihr uns durch eure Bilder und Berichte immer wieder Anteil nehmen lässt an eurem Dienst, eurem Leben. Mich berühren immer wieder die Bilder von den Mädchen, wie sie sich bewegen, tanzen, welche Freude und Dankbarkeit sie ausstrahlen, trotz ihrer schweren Vergangenheit. So reagieren sie auf eure Liebe und Zeit, die ihr ihnen schenkt. Weiterhin euch beiden viel Freude und Segen. Herzlichst, Mama Hilda

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